Raja Yoga oder Ashtanga Yoga (Weg der Geisteskontrolle)

Zweites und zentrales Sutra im Text von Patanjali: „Yogas citta vritti nirodhah." – Yoga ist das zur Ruhe bringen der Verdrehungen unseres Geistes.

Das königliche (raj=König) oder klassisches Yoga hat seinen Ursprung im Samkya System (ebenfalls eines der 6 indischen Philosophiesysteme, Darshanas). Ca. 300 v. Chr. wurden die Yogasutren des Patanjali verfasst. Dieses Schriftstück geht zum ersten Mal sehr detailliert auf die Methoden des Yoga ein. Patanjali beschreibt Yoga als Ashtanga Yoga (ashtau=acht), das aus acht Stufen (oft auch als 8-gliedriger Pfad bezeichnet) besteht, die es zu praktizieren gilt, um Yoga zu erfahren:

Yama

Maßnahmen im Umgang mit anderen
Ahimsa – Gewaltlosigkeit
Satya – Wahrheitstreue
Asteya – Nichtstehlen
Brachmacharya – sexuelle Zügelung
Aparigraha – Mäßigung (keine Raffsucht)

Niyama

Maßnahmen im "Umgang" mit sich selbst
Sauca – Reinlichkeit im körperlichen und geistigen Sinne
Samtosha – Zufriedenheit, Genügsamkeit
Tapas – Bemühen, Anstrengungen nicht zu vermeiden
Svadhyaya – das Studium spiritueller Lehren
Ishvarapranidhana – das Anerkennen einer höheren Ordnung (Schöpfungsenergie), Hingabe

Asana

Körperstellungen. "Sthira sukam asanam." Eine Position ist dann gelungen, wenn sie gleichzeitig kraftvoll und leicht (angenehm) gehalten werden kann.

Pranayama

Atemübungen. Über die Atmung haben wir Zugang zu den unbewußten Körperfunktionen (vegetatives Nervensystem). Der Fluß des Prana (Körperenergie, die durch Energiebahnen [sog. Nadis] fließt) kann dadurch bewußt und gesteuert werden. Die Atmung wird außerdem ausgedehnter (mehr Lungenvolumen) und die Konzentrationsfähigkeit (nach innen, nicht auf äußere Impulse) wird geübt.

Pratyahara

Das "Zurückziehen" der Sinne. Sinneseindrücke von außen werden nicht mehr wahrgenommen, bzw. kann diese "äußere" Wahrnehmung bewußt ausgeschalten werden.

Dharana

Die Konzentration auf ein Objekt (im meditativen Zustand)

Dhyana

Die Verschmelzung von Objekt und Subjekt. Der Betrachter wird in der Meditation mit dem Betrachteten eins.

Samadi

Die Einheitserfahrung. Man fühlt sich mit der allumfassenden, räumlich und zeitlich unendlichen Schöpfungsenergie vereint.

Die letzten 3 Stufen sind schwer in Worte zu fassen. Es geht hier um die eigene Erfahrung, zu der man nur nach vielen Jahren der richtigen und aufrichtigen (im Sinne der 8 Stufen) Yogapraxis gelangen kann: "Sa tu dirgha kala nairantarya satkarasevito drdhabhumih" Eine sinnvolle Praxis ist aufrichtig, regelmäßig und wird über einen langen Zeitraum (über viele Jahre) ausgeführt.